Markneukirchen – Es war eine Woche, die in die 127-jährige Historie der Markneukirchner einen würdigen Platz für die Nachwelt finden wird, denn nach nur zwei Jahren Bauzeit wurde die Ringkampfarena neu errichtet und feierlich eingeweiht und nun stand am vergangenen Samstag auch der erste Bundesligakampf an.
Etwa 300 Zuschauer pilgerten in die Schrott-Stark-Arena, um sich die Begegnung des AV Germania gegen den Halbfinalisten des Vorjahres, den SC Kleinostheim anzusehen.
Und der Favorit aus Hessen legte vor, Kleinostheims Papiergewichtler Niklas Stechele (55 kg/FR), der sich vor einer Woche noch bei den Weltmeisterschaften in Belgrad bis ins Viertelfinale gekämpft hatte, ließ dem einfallslos wirkenden Mehmet Yüce auf Markneukirchens Seite keine Chance und siegte vor Ablauf der 6-Minütigen Kampfzeit mit 15:0 durch technische Überlegenheit.
Den ersten Mannschaftspunkt sicherte Schwergewichtler Franz Richter (130 kg/GR) dem AVG mit einem 2:0-Punktsieg über Ilja Klasner. Richter agierte mit viel Druck, doch der Neuzugang des SC Kleinostheim wehrte alle Angriffe des Markneukirchners geschickt ab und verhinderte mit passiver Kampfesweise einen höheren Punktsieg Richters, der von den Fans lautstark gefeiert wurde.

Es sollte für lange Zeit der einzige Sieg für Markneukirchen bleiben, denn Dustin Scherf (61 kg/GR), Patrik Dublinowski (98 kg/FR) und Roman Walter (66 kg/FR) unterlagen ihren Kontrahenten zum 1:11-Halbzeitstand. „Alle drei haben gekämpft, gefightet, aber die Gegner waren einfach abgezockter, verwieß AVG-Trainer Andy Schubert auf Dustin Scherf, der sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat, obwohl er erst in der Rückrunde im Limit bis 66 Kilo zum Einsatz kommen soll, oder Roman Walter, der erst mit dem Schlusspfiff die entscheidende Wertung abgab.

So lagen die Hoffnungen auf eine Aufholjagd auf den Schultern von Neuzugang Mihail Bradu (86 kg), der gegen seinen moldawischen Landsmann Alexandrin Gutu einen Kampf um die Nr. 1 in dieser Kategorie austrug. Bradu als diesjähriger Fünftplatzierter bei EM und WM unterlag allerdings dem Vizeweltmeister 2022 und Europameister der U-23 vom SC Kleinostheim mit 3:6, nach einem sehenswerten Wurf von Gutu.
Als beim AVG gerade die Hoffnungen auf ein knappes Resultat begraben wurden, betrat der Deutsche Meister Marco Stoll die Matte und lieferte gegen den schwer ausrechenbaren Ilir Sefai ein Feuerwerk an Würfen zum 15:0 nach nur zwei Minuten Kampfzeit, wobei die AVG-Fans die Arena auf ihre Standfestigkeit prüften, der Lautstärkepegel schnellte steil nach oben.

AVG-Neuzugang Ansgar Reinke (80 kg/FR) stand gegen den Ex-Markneukirchner Ruslan Shapiev auf verlorenem Posten, im Bodenkampf gab es für den Berliner kein Entkommen. AVG-Mannschaftskapitän Justin Müller hielt über sechs Minuten gut mit gegen Kleinostheims Vadim Sacultan, konnte die 0:5-Niederlage gegen den clever agierenden Gegner nicht verhintern.
Im letzten Duell des Abends lieferte der erst 20-jährige Alexandru Solovei (75 kg/GR) eine Kostprobe seines Könnens, indem er Artur Tatarinov zweimal mit einem Ausheber durch die Luft wirbelte. Mit 6:0 führte der moldawische Neuzugang, als der sonst gut agierende Kampfrichter Thomas Knosp dem stetig angreifenden Solovei eine Passivitätsverwarnung aussprach, die Tatarinov mit einer Rolle im Bodenkampf in zwei Punkte zum 2:6-Anschluss ummünzte. Das war auch der Endstand, zum 7:19 für die Gäste aus Kleinostheim, die am Vortag schon den RSV Rotation Greiz mit 12:11 bezwingen konnten.
„Man hat heute den Klassenunterschied gesehen, Kleinostheim will in der Endrunde ein gehöriges Wort mitsprechen, wir kämpfen um den Klassenerhalt“, verteilte AVG-Trainer Andy Schubert aber auch ein Lob an den Kampfgeist seines Teams und die Fans, die bis zum letzten Kampf Stimmung machten. Marco Stoll wurde zudem als ‚Ringer des Tages‘ ausgezeichnet und erhielt ein Geschenk vom Namensgeber der Arena, Matthias Stark.

Gleich am heutigen Montag geht es für den AV Germania nach Lichtenfels zum zweiten Saisonkampf, bevor am kommenden Samstag der Deutsche Vizemeister ASV Schorndorf nach Markneukirchen kommt.

Jörg Richter