„Als die Bierbäuche Wismut Aue be zwängen“
Am Samstag war es wieder so weit: Seit viereinhalb Jahrzehnten trifft sich ein Großteil des früheren Handballteams der BSG Fortschritt Oelsnitz mindestens einmal im Jahr und schwelgt in Erinnerungen.
(VON FLORIAN WISSGOTT)
Oelsnitz – Das Jahr 1980 war die Geburtsstunde einer Oelsnitzer Handballmannschaft, die für Furore sorgte und der unter Trainer Helmut Schwab am 8. Mai 1983 als BSG Fortschritt der Aufstieg in die Bezirksliga gelang. Vergangenen Samstag traf sich der Kern der Truppe in Ebersbach wieder, tauschte Erinnerungen aus und feierte 45-jähriges Jubiläum.
„Wir hatten dreimal Anlauf genommen und beim dritten Mal hat es dann endlich geklappt“, erinnert sich Torhüter Karl-Heinz Fränkel, der die Spielzeit als Höhepunkt seiner sportlichen Karriere bezeichnet: „Für uns war es ein großer Erfolg, dass wir es überhaupt in die Bezirksliga geschafft haben und mehr war dann auch nicht drin. Aber es war ein großes Erlebnis.
“Die Oelsnitzer holten in der einzigen Saison in der dritthöchsten Spielklasse der DDR nur einen Punkt – bei einem Unentschieden auf heimischem Parkett.
„Doch die zwei Jahre waren das Größte, was wir hatten“, sagt Torjäger Matthias Kein. „Mit dem Aufstieg hatte niemand gerechnet. Das haben wir geschafft, weil wir Mannschaften geschlagen haben, die wir gar nicht hätten besiegen können.“ Obwohl die Vogtländer „schöne Kombinationen gelernt und dann auch tolle Tore geworfen hatten“, mussten sie schnell feststellen, dass die Gegner zu stark für sie waren.
„Die Bezirksklasse hätte vollkommen gereicht, aber weil es zu wenige Teams gab, stiegen wir direkt von der Kreisliga in die Bezirksliga auf“, erzählt Kreisläufer Uwe Söhner. „Die Bezirksliga war für uns zu hoch mit nur zweimal in der Woche Training und auch der Kader war zu klein.“
Immerhin war Oelsnitz damit die die dritte vogtländische Vertretung neben Oberlosa und Einheit Plauen, die einmal in der Bezirksliga auf Punktejagd ging. „Wir sind zwar nach einer Saison wieder abgestiegen, aber trotzdem hat uns das nichts ausgemacht. Wir waren stolz, für Oelsnitz zu spielen“, schwärmt Mittelmann Jochen Pfeiler heute noch: „Dass wir in der dritthöchsten Liga in der DDR gespielt haben, war für unsere Verhältnisse überragend.“
Dass dieser Erfolg überhaupt möglich wurde, lag vor allem an dem bis heute anhaltenden riesigen Zusammenhalt in der Auswahl. „Unser Trainer Helmut Schwab hat immer gesagt: Wir trainieren so oft in der Woche zusammen, spielen am Wochenende und dann ist der Zusammenhalt sehr wichtig“, berichtet Söhner.
„Durch unseren Trainer ist uns dieser Zusammenhalt in die Wiege gelegt worden, ohne ihn wäre das alles gar nicht möglich gewesen“, ergänzt Pfeiler. Die Spieler seien Freunde gewesen und hätten sich oft getroffen sowie sich gegenseitig geholfen.
Dass die Teppichstädter nicht nur auf dem Parkett eine eingeschworene Gemeinschaft waren, hing auch mit vielen Unternehmungen zusammen, auf die der vor einigen Jahren verstorbene Helmut Schwab großen Wert legte. „Helmut war ein Kulturmensch“, verrät Uwe Söhner, der die Fäden für die mindestens einmal im Jahr stattfinden Treffen in der Hand hält.
In der Bezirksklasse hatten es die Oelsnitzer damals geschafft, in der kleinen, engen Vogtlandsporthalle großen Vereine wie Wismut Aue, Grubenlampe Zwickau oder Einheit Plauen „durch unsere Kampfstärke sowie unseren Willen in die Knie zu zwingen“, sagt Jochen Pfeiler: „Ich kann mich noch erinnern, dass der Trainer von Wismut Aue in der Halbzeitpause in deren Kabine gesagt hat: ‚Lasst euch doch nicht von den Freizeitsportlern mit ihren Bierbäuchen das Heft des Handelns aus der Hand nehmen.‘
Wir haben es aber gemacht, weil die erste Mannschaft der Erzgebirger in der DDR-Oberliga gespielt hat und die Spieler der zweiten Vertretung, die bei uns in der Vogtlandsporthalle als Juniorenauswahl aufgelaufen sind, die Nase schon bisschen höher getragen haben, was ihnen zum Verhängnis geworden ist.“
Nun hoffen die Oelsnitzer Oldies, dass ihr TSV die aktuelle kritische Phase mit Heimspielen in fremder Halle meistert. „Das ist natürlich eine Herausforderung, aber ich hoffe, dass alle Sponsoren zu uns halten und die Durststrecke mit uns überstehen“, so Karl-Heinz Fränkel, der bereits seit 1989 der Abteilungsleiter ist. (flow)
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