‚Neikirng, Neikirng‘ schallte es nach dem letzten Kampf des Abends durch die Schrott-Stark-Arena, die etwa 300 Zuschauer bejubelten lautstark ihre Lieblinge, obwohl sie den Erstligapunktkampf gegen den hohen Favoriten ASV Schorndorf mit 7:18 verloren hatten. Es herrschte Volksfestcharakter im weiten Rund der Schrott-Stark-Arena, um die 12 x 12-Meter-Matte, als der erst 19-jährige Alexandru Solovei im letzten Duell des Abend den amtierenden Weltmeister Ibrahim Ghanem mit 4:2 Punkten in die Schranken gewießen hatte, schäumte der Jubel in der Schrott-Stark-Arena über.
Doch das war nur der Schlusspunkt eines sensationellen Kampfes des ‚David gegen Goliath‘, bei dem das AVG-Team um die beiden Trainer Andy Schubert und Andre Backhaus über sich hinaus wuchs, den Punktestand interessierte nach dieser Begegnung kaum jemand. Was war geschehen ? Am vergangenen Samstag war der Deutsche Vizemeister ASV Schorndorf in Markneukirchen zu Gast, die Favoritenbürde war schon beim Wiegen klar an die Gegner aus Württemberg vergeben, die mit ihrer Starbesetzung ins Vogtland gekommen waren. Mit dem Bulgaren Georgi Vangelov (66 kg/FR), Zakarias Berg (86 kg) aus Schweden, dem Franzosen Akhmed Aibuev (98 kg), sowie dem frischgekürten französischen Weltmeister Ibrahim Ghanem (75 kg/GR) bot der ASV Schorndorf absolute Weltspitze auf, mit Georgios Scarpello (61 kg/GR) und Jello Krahmer (130 kg/GR) zudem auch aktuelle DRB-Spitzenkader. Doch dann sorgte Mehmet Yüce (57 kg/FR) mit seinem 7:0-Punktsieg über Ahmed Alfaraj für die ersten Punkte und den ersten Jubel beim AV Germania. Ein Re-Match des Final’s um die Deutsche Einzelmeisterschaft gab es im Schwergewicht, wo sich Franz Richter und Jello Krahmer gegenüberstanden. Als Kampfrichter Thomas Hausmann eine zweifelhafte Verwarnung an den AVG-Ringer wegen angeblicher Beinarbeit im Bodenkampf aussprach und zwei Punkte an den Schorndorfer vergab, war die Begegnung gelaufen, der Endspurt des 13 Kilo leichteren Franz Richter in den letzten drei Kampfminuten brachte keine Wende in diesem Duell, das mit 6:0 an Kramer ging. Anatolii Buruian (61 kg) half im ungewohnten klassischen Stil aus und unterlag dem DRB-Auswahlringer Georgios Scarpello mit 0:8 Zählern. Doch dann war es Patryk Dublinowski (98 kg/FR), der den Franzosen Akhmed Aibuev mit 4:0 Punkten nach sechsminütiger Offensive bezwang, Aibuev konnte am Ende kaum noch stehen. „Wie sich Roman Walter gegen den Weltklasseringer Georgi Vangelov im Limit bis 66 Kilo verteidigt hat, war sehenswert, auch wenn er kurz vor Kampfende noch wegen technischer Überlegenheit des Bulgaren verloren hat“, lobte AVG-Trainer Andre Backhaus seinen AVG-Leichtgewichtler mit dem großen Kämpferherz. So ging es auch im zweiten Abschnitt des Kampfabends weiter, Mihail Bradu (86 kg/GR) wollte endlich seinen ersten Kampf für den AVG gewinnen, hatte aber mit Zakarias Berg einen Schweden zum Gegner, der seit 2010 auf der internationalen Bühne kämpft, dem anstürmenden Bradu im Rückwärtsgang eine Abwehrschlacht lieferte. Der Kampfrichter bestrafte die passive Kampfesweise des Schorndorfers nicht, der am Ende mit 3:1 Punkten die Nase vorn hatte. Marco Stoll (71 kg/GR) wurde eine Unachtsamkeit im Bodenkampf gegen Ruslan Kudrynets zum Verhängnis, der diese Situation zum Schultersieg nutzte. Doch dann jubelten die AVG-Fans wieder, wobei es Mokhmad Dadaev (80 kg/FR) spannend machte. Der AVG-Ringer führte gegen Babajan Ahmadi bis 15 Sekunden vor Kampfende mit 4:1, als Ahmadi auf 4:3 herankam. Doch sechs Sekunden vor Schluss gelang Dadaev ein Wurf mit 4 Punkten, machte damit den Deckel zum 8:3-Sieg drauf und ließ sich von den Fans gebührend feiern. „Ich komme mit dem einfach nicht zurecht“, schimpfte Justin Müller (75 kg/FR) nach dem Kampf gegen Schorndorfs David Wollny, der eine Situation im Bodenkampf zum Schultersieg nutzte. Dann das letzte Duell, das zum Kampf des Tages wurde, denn der erst 19-jährige Alexandru Solovei schickte nach aufopferungsvollem Kampf den amtierenden Weltmeister Ibrahim Ghanem mit 4:2 Punkten geschlagen zurück in die Schorndorfer Ecke. „Allein dieser Kampf war das Eintrittsgeld wert“, sprach Mario Teschauer, selbst langjähriger Ringer, heute Fanbeauftragter des AVG den etwa 300 Markneukirchnern aus dem Herzen, die ihre Mannschaft feierten, als hätte sie den Kampf gegen den Titelanwärter gewonnen. „Respekt an diese Markneukirchner Mannschaft und an deren Fans“, so Gästetrainer Jörg Sänger anerkennend. „Wir haben uns heute gut verkauft, vier Siege konnte man gegen diesen Gegner nicht erwarten, alle sind an ihre Leistungsgrenze gegangen, das ist es, was die Zuschauer auch sehen wollen, doch allein die drei vorzeitigen Siege brachten 12 Punkte auf das Mannschaftskonto des ASV Schorndorf, was das Ergebnis zu hoch erscheinen lässt“, so Andre Backhaus in der Ecke des AVG zufrieden mit der Mannschaftsleistung. Ähnlich wird es wohl auch am kommenden Samstag, dann kommt mit dem SV Wacker Burghausen der Deutsche Mannschaftsmeister von 2016/2017 bis 2021/2022 in die Schrott-Stark-Arena nach Markneukirchen.