1955 startete Hans Glas im Bayerischen Dingolfing die Produktion eines kleinen Flitzers, der bis ins Jahr 1969 gebaut wurde. Den Kosename „Goggo“ wählte Glas, weil er ihn an seinen Enkel und dessen Kindermädchen erinnerte. Sie nannte den Enkel liebevoll Goggo. 

 
An diesem Pfingstwochenende trafen sich im Stadion Dingolfing ca 400 Fahrzeuge der Hans Glas GmbH, überwiegend die kleinen Goggos als Limousine oder als sportliches Coupe. 3.000.- bis 4.000.- Mark kosteten die Fahrzeuge damals und die Motorisierung startete mit 250 ccm und 13,6 PS. Ein 300 ccm Motor und ein 400 ccm Motor rundeten die Motorenpalette ab. Von den bis 1969 knapp 290.000 gebauten Fahrzeugen waren ca. 215.000 Limousinen, 66.000 Coupes und 3.400 Mini-Transporter (oft Post-Autos). Neun Cabrio-Prototypen wurden ebenfalls hergestellt. 
 
Andere Marken der Hans Glas GmbH
Bereits ab 1951 baute Glas einen erfolgreichen Goggo-Roller, von dem auch ca. 60.000 Stück verkauft wurden. 1958 verbaute Glas ein 600 ccm Viertakt-Boxermodell im Isar T600, später einen 700 ccm Motor mit 30 PS im T700 und im Kombi. Doch von diesen Modellen wurden nicht so viele Exemplare gebaut. Anfängliche Mängel ließen die Nachfrage stagnieren. Die Isar-Modelle brachten es auf ca. 77.000 Exemplare. Danach folgten der Glas 1004, 1204 und 1304 mit 42 bis 85 PS. Knappe 40.000 Fahrzeuge wurden zwischen 1961 und 1968 gebaut. 
 
Zwischen 1963 und 1967 wurden die Sportcoupes 1300 GT und 1700 GT hergestellt, doch auch hier beliefen sich die Produktionszahlen mit 5.600 Fahrzeugen nicht in der maximalen Schlagzahl. 1965 stellte Glas ein V8-Modell mit dem Spitznamen Glaserati vor. Der Produktionsaufwand für dieses tolle Fahrzeug war jedoch zu hoch und so ging nur eine Kleinserie vom Band. 
 
1966 wurde die Firma letztlich für 9,1 Millionen DM an BMW verkauft. BMW baute bis 1969 weiter die Goggos und auch die Modelle Glas GT und Glas 2600 V8 wurden aufgewertet und unter BMW-Regie noch einige Zeit gebaut. Der 1700 wurde als BMW 1804 und 2004 mit einigen Änderungen auch in Südafrika gebaut. 
 
2 Sondermodelle – 2 Länder – 2 Geschichten
 
Polen: Ja tatsächlich. Es gibt auch einen polnischen Bruder, den Mikros MR-300, der in den Rüstungswerken WSK Mielec /  WSK Rzeszow von 1957 bis 1960 hergestellt wurde. Ca. 1700 Exemplare verließen dort die Produktionshallen. Ein Berliner Besitzer eines solchen „Plakiats“ erzählte mir die Geschichte zu diesem polnischen Auto. 
 
Ein deutscher Reporter verunfallte in Polen mit seiner Goggo-Limousine schwer und musste längere Zeit in Polen im Krankenhaus behandelt werden. In dieser Zeit kopierten die Polen dieses Auto gänzlich. Alle Teile wurden akribisch vermessen und selbst hergestellt, sodass ein entsprechend ähnliches polnisches Auto entstand. Nur die Karosserie variierte minimal. Jedoch stand dieses Automobil dem Absatz der im Ost-Verbund hergestellten Autos im Wege und somit wurde die Produktion 1960 wieder eingestellt. Auch die Qualität des Nachbaus des Motors soll nicht überzeugend gewesen sein, der Berliner Besitzer hatte sein polnisches Goggomobil ebenfalls längst mit einem deutschen Motor ausgestattet. 
 
Australien: Ist das Auto seetüchtig? Hörte ich einen Besucher bei einem der beiden in Dingolfing anwesenden Goggomobile mit dem Zusatznamen Dart. Es ähnelt etwas einer schönen runden Badewanne, sieht aber durchaus sportlich aus. Indem Hans Glas der australischen Firma Buckle nur „Rollende Chassis“ auslieferte, wurden erhebliche Einfuhr- und Zollvorteile genutzt. Doch der Ausbau der Goggos mittels eigener australischer Karosse war ebenfalls kostspielig und so wurden nur ca. 1.900 Darts in Australien gebaut. Diese Modelle hatten einen 300 oder 400 ccm Motor und waren nur 380 Kilogramm schwer. Damit schafften sie immerhin die dreistellige Höchstgeschwindigkeit geradeso.
 
Dingolfing – ein Erlebnis zum Jubiläum 
Dieses Pfingstfest steht natürlich in Dingolfing ganz im Zeichen dieser tollen Fahrzeuge. Noch heute produziert BMW in Dingolfing. Ca. 17.000 Mitarbeiter sind dort aktuell beschäftigt und machen Dingolfing zu einer BMW-Stadt. Die Eisporthalle wurde zur temporäreren Austellung umfunktioniert, in der auch die Abendveranstaltungen stattfinden. Mit ca. 400 teilnehmenden Autos und bestimmt 1.000 stolzen Goggo-Fahrzeugmitgliedern und den unzähligen Besuchern ist diese Veranstaltung etwas ganz Besonderes. 
 
Und die Besitzer eines Goggomobils empfinden dieses in der Regel als vollständiges Familienmitglied, was die Beziehung zu diesen Automobilen ganz besonders macht. 
           
Link zum Höhepunkt der Veranstaltung. Die Ausfahrt mit den Fahrzeugen.
 
 
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